Psychologie Lexikon der Argumente

Home Screenshot Tabelle Begriffe

 
Moral: Eine mehr oder weniger kodierte Menge von Regeln, Handlungsmaximen, Pflichten und Verboten innerhalb einer Gesellschaft oder Gruppe. Die meisten dieser Regeln sind bei den Mitgliedern der Gesellschaft oder Gruppe unbewusst verinnerlicht. Ihre Rechtfertigung und die mögliche Bewertung von Handlungen werden in der Ethik und Metaethik reflektiert. Siehe auch Werte, Normen, Rechte, Ethik.

_____________
Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Stephen Jay Gould über Moral – Lexikon der Argumente

II 30 ff
Leiden/Moral/Natur/Wissenschaft/Gould: Frage: Warum sind wir von Schmerzen, Leiden und scheinbar sinnloser Grausamkeit in der Tierwelt umgeben?
Im 19. Jahrhundert meinte Buckland: fleischfressende Rassen "erhöhten eigentlich die Summe der Lebensfreude der Tiere, indem diejenige ihres Schmerzes verringerten" ...“verschonen vor Senilität“... (1)
Bsp Gould: Es gibt ein schreckliches Gegenbeispiel zu dieser idealisierenden Betrachtung der Natur als praktisch eingerichtetem Gesamthaushalt: Die Ichneumonfliege legt ihre Eier in einen Wirt, der von innen heraus langsam aufgefressen wird, wobei er möglichst lange am Leben bleibt, um frische Nahrung zu liefern.
II 33
Anthropozentrische Betrachtungen schwanken zwischen entsetzter moralischer Reaktion und Bewunderung über die raffinierte Leistung.
Unsere Naturforscher wussten bei aller Unterschiedlichkeit, dass Gottes Wohlwollen irgendwo hinter diese Geschichten stecken musste.
II 36
Charles Lyell z.B. meinte, die befallen Raupen stellten eine Bedrohung der Natur dar.(2) Ein anderer betonte die Mutterliebe der Fliege, umso bewundernswerter, als sie ihre Jungen nie zu Gesicht bekommt.
Die Tradition, in Naturbeschreibungen eine moralische Bedeutung hineinzulesen, hörte mit dem Triumph der Evolutionstheorie 1859 nicht auf.
Der Zeitgenosse George Mivart, ein frommer Katholik, argumentierte, dass Tiere wenn, dann weniger Schmerz litten als Menschen, und andererseits, dass sie Gefühle nicht mit Moral verknüpften(3). Es gab auch ein rassistisches Modell in der Zeit, dass "minderwertige Rassen " weniger litten.
II 39
Erst Darwin selber machte Schluss mit dieser Tradition: "Mir scheint, es gibt in der Natur zu viel Elend"(4). Damit ist der Durchbruch geschafft, dass keine versteckte Güte mehr in der Natur gesucht werden muss.
II 40
Ein anderes, zur Zeit Darwins radikales, heute aber geläufiges Argument besagt, dass Natur einfach so ist, wie wir sie vorfinden, sie birgt keine moralische Botschaft.
Antworten können nicht passiv aus der Natur abgelesen werden. Der faktische Zustand der Welt lehrt uns auch nicht, wie wir sie mit unserer Macht zum Guten oder Bösen so sittlich wie möglich verändern oder erhalten sollen.
Die Frage zu stellen, wieso solche Grausamkeiten in der Natur vorkommen, ist für uns völlig unangebracht, da die Welt weder von uns beherrscht wird, noch für uns gemacht ist. >Sozialdarwinismus.

1. W. Buckland (1836). Geology and mineralogy considered with reference to natural theology. Philadelphia: Lea and Blanchard.
2. Ch. Lyell (1830-33). Principls of geology (3 Vol.) London: John Murray.
3. St. G. Mivart (1871). On the genesis of species. London: MacMillan.
4. Ch. Darwin (1860) Leztter to Asa Gray.


_____________
Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.

Gould I
Stephen Jay Gould
Der Daumen des Panda Frankfurt 2009

Gould II
Stephen Jay Gould
Wie das Zebra zu seinen Streifen kommt Frankfurt 1991

Gould III
Stephen Jay Gould
Illusion Fortschritt Frankfurt 2004

Gould IV
Stephen Jay Gould
Das Lächeln des Flamingos Basel 1989

Send Link
> Gegenargumente gegen Gould
> Gegenargumente zu Moral

Autoren A   B   C   D   E   F   G   H   I   J   K   L   M   N   O   P   Q   R   S   T   U   V   W   Z  


Begriffe A   B   C   D   E   F   G   H   I   J   K   L   M   N   O   P   Q   R   S   T   U   V   W   Z